Der Hund mit Vergangenheit – Tierschutzhund

Ein Hund mit Vergangenheit. Er erzählt seine Geschichte, manchmal auf eine andere Art und Weise. Ich liebe meine zwei Hunde mit Vergangenheit und wie.

„Second Hand Hunde“ was für ein Name. Ein Name der sagt das etwas schon benutzt, gebraucht wurde. Deshalb, meiner Meinung nach, unpassend für die meisten Hunde, die so betitelt werden. Die meisten dieser Hund wurden nicht gebraucht, sie haben auf der Straße oder in Auffangstationen gelebt. Naja wenn man es Leben nennen will.
Schon eher gewartet. Gewartet auf Hilfe von Menschen. Denn ohne Menschen würden sie sterben. Ok ohne Menschen würden sie auch nicht gejagt und getötet werden, aber das ist eine andere Geschichte.

Ein Tierschutzhund ist für mich kein Second Hand Hund

Diese Hunde mit Geschichte, die leider zu oft in unwissende Hände vermittelt werden und dann ,wenn etwas passiert, wieder aus ihrem Zuhause gerissen werden.
Die wenigsten Hundehalter sind sich bewusst, was es bedeutet einem Tierschutzhund ein Zuhause zu geben. Da können die Beschreibungen im Internet oder von der Pflegestelle noch so toll sein. Ein Hund mit Vergangenheit ist wie ein Überraschungsei.
Man kann es leicht erwischen und einen Hund bekommen, der entweder noch nicht viel schlimmes erlebt hat oder es nicht so an sich rangelassen hat oder aber man kann einen Hund erwischen bei dem die kleinste Veränderung schon Panik auslöst, der wahnsinnige Angst vor Kindern hat oder nicht alleine bleiben kann.

Tierschutzhund_Hundeblog
Der Begriff Second Hand Hund, also ein Hund aus zweiter Hand,  passt daher meiner Meinung nach nicht, denn oftmals haben solche Hunde nur Schläge und Angst kennen gelernt und kaum eine liebevolle Berührung.
Diese Hunde schleppen eine zentnerschwere Last mit sich herum unter denen die meisten Menschen schon längst zusammen gebrochen wären und kein Fünkchen Hoffnung mehr hätten.

Der Tierschutzhund hat eine unglaubliche Kraft und noch mehr Willen

Diese Hunde sind anders. Sie glauben an eine bessere Welt, an ein besseres Leben, an ein besseres Zuhause und vor allem an Menschen, die ihnen nicht weh tun wollen. Diese Hunde wollen nicht Second Hand sein, sie wollen nur ihre Geschichte erzählen und so akzeptiert werden, wie sie sind. Mit den Macken und Kanten, die sie mitbringen. Sie wollen das man ihnen zeigt, dass andere Hunde gar nicht so böse sind, das andere Menschen auch nett sein können und der Mensch wieder zurück kommt. Immer und immer wieder.
Sehe deinen Tierschutzhund als eine verdammt harte Nuss an,an der man erst ganz leicht und vorsichtig, nach und nach die Schale entfernt, bis ein wunderschöner Kern zum Vorscheinen kommt.

Tierschutzhund_Hundeblog
Einen Hund mit Vergangenheit, den muss man immer wieder aufbauen, an seinen schlechten Tagen Geduld mit ihm haben und nie den Glauben an ihn verlieren.
Einen Hund mit Vergangenheit muss man manchmal aus seinen Albträumen holen, um ihn dann zu streicheln und zu zeigen das jetzt alles gut wird.
Einen Hund mit Vergangenheit muss man aber vor allem eins, lieben.

Meine Buchempfehlung zu diesem Thema:

 

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About Anna

Ich bin ein kreativer Chaot, liebe das Schreiben, aber noch mehr die gemeinsame Zeit mit meinen Hunden. Da meine beiden Hunden alles andere als leicht sind - jeder auf seine ganz persönliche Art - wollte ich mit Canistecture einen Ort schaffen an dem ich alle Seiten des Hundehalterlebens zeige. Die Schönen, genauso wie die weniger schönen. Genau diesen Ort habe ich mit Canistecture geschaffen.

18 comments / Add your comment below

  1. Ein Second-Hand-Hund… Bah, nein, das klingt wirklich nicht schön. Zum Glück habe ich diese Formulierung aber schon lange nicht mehr gehört.
    Liebe Grüße
    Lotta

  2. Ein schöner, wahrer Text – danke dafür!

    Meine Nala kommt ja auch aus dem Tierschutz, bzw. aus einem deutschen Tierheim, nachdem sie in Polen erst aus Kettenhaltung befreit wurde, dann in einem polnischen Tierheim untergebracht war (unter deutlich schlechteren Bedingungen, als man das selbst von den miesesten hiesigen Tierheimen kennt) und als dieses geschlossen wurde, kam sie dann eben nach Deutschland.
    So ein Hund bringt natürlich seine Vergangenheit mit, klar. Deshalb würde ich auch nie einen Tierschutzhund als „Ersthund“ an unerfahrene Halter empfehlen… aber mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Liebe hat sich Nala mittlerweile von einem absoluten Angsthund zu einer ausgeglichenen, entspannten und sozialen Hundedame entwickelt. :)

  3. Hallo Anna!
    Ich bin ganz bei Dir!
    Ich habe den dritten HUnd aus dem Tierschutz und kämpfe zum dritten mal an einer Baustelle.
    Diesmal Kontrollwahn und Beschützerinstinkt.
    Aber diese Hunde sind sooooo dankbar…

    Gruß Silke

  4. Ein wirklich toller Text und du hast wahnsinnig Recht damit!
    Unser Jack ist auch ein „Second Hand“ Hund, allerdings nicht aus dem Tierheim sondern von Privatpersonen, die mit ihm nicht mehr klar kamen. Wir haben ihn aufgenommen und es läuft ganz gut. Probleme mit anderen Hunden hat er immer noch, aber das wird sich von heute auf morgen auch nicht ändern.
    LG
    Jenny

    1. Finde es toll, dass du deinem Hund ein neues, besseres Zuhause gibst :-)
      Ja an solchen Problemen muss man lange und hart arbeiten ;-)

      Liebe Grüße
      Anna

  5. Vielen Dank für diesen schönen Beitrag!
    Er erinnert mich an die Zeit mit meinem ersten eigenen Hund. Sie war bereits fast ein Jahr, als ich sie zu mir nahm und trug ihre Geschichte mit sich herum, die ich natürlich nur sehr begrenzt kannte. Sie hat mich an meine Grenzen geführt und ehrlich gesagt manchmal auch darüber hinweg… Aber ich kann absolut bestätigen, dass diese Hunde unwahrscheinlich dankbar und treu sind.
    Da ich kleine Kinder hatte, als der nächste Hund ins Haus kam, habe ich mich lieber für einen Welpen entschieden, weil mir ein „Hund mit Vergangenheit“ zu unsicher war. Aber in Zukunft möchte ich mich gerne wieder dieser Herausforderung stellen!

    Liebe Grüße
    Uta

  6. Ein wirklich schöner Text und so wahr. Einer unserer Hunde war auch ein Tierschutzhund, und sie war ein unglaublich tolles Tier, so intelligent und so dankbar. Natürlich war sie ein Hund mit Vergangenheit und man musste darauf eingehen aber wir würden immer wieder einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen.

    LG Jenny

  7. Liebe Anna. Ich bin mehr durch Zufall zu Deinen Beiträgen gestoßen und du sprichst mir mehr wie einmal aus der Seele. Wir haben einen 14 Jährigen Rüden und haben uns letztes Jahr entschlossen einen Hund aus dem Tierschutz dazu zu nehmen,obwohl wir zu dem Zeitpunkt auch noch einen Säugling von nicht mal 5 Monaten hatten. Ja und dann kam Tekla aus Ungarn eingereist, gerade ein halbes Jahr alt,in einem Animal Hording Haus aufgewachsen und dann gleich in die Tötung übergesiedelt. Keinerlei Menschenkontakt oder zur Außenwelt und auch wir bemerkten schnell das sie anders ist und den Vergleich mit Autisten hatte auch ich schnell. Jetzt haben wir ein knappes Jahr mit ihr „hinter uns“ und es ist streckenweise sehr schwer mit ihr. Sie hat Angst vor Menschen,vor Kindern und auch sonst vor sehr vielem und benimmt sich auch sonst oft „anders“. Meine größte Angst war dann unser Baby aber ihn liebt sie heiß und innig und das bekräftigt mich immer wieder weiter zu machen und sie nicht aufzugeben. Wenn es auch noch so oft so schwer ist und meine Nerven oft blank liegen,so werde ich trotzdem weiter machen denn gerade diese Hunde haben die liebe verdient die sie vorher nicht kennenlernen durften. Ich bin froh das ich durch die Beiträge darin bestärkt werde und weiß das es sich lohnt….. lg Sandra mit Opa Micky und Wirbelwind Tekla

    1. Hallo liebe Sandra, es erfordert jede Menge Kraft und Mut einem solchen Hund ein Zuhause zu geben. Ich drücke dir die Daumen, du machst das bestimmt ganz toll :-)

  8. Pingback: Straßenhunde – Was tun, wenn man sein Herz im Ausland verliert | Der Yorkshire Terrier Blog
  9. toll, dass mal jemand eine lanze für tierschutzhunde bricht…habe auch eine fellnase mit vergangenheit…mit ca 4 1/2 jahre aus dem tierheim geholt…nach über 3 1/2 eingesessenen jahren. aber: SIE hat die entscheidung sich mir anzuvertrauen getroffen…nach nur 5 trainingstagen der zusammenführung. schliesslich musste es auf sehr engem raum mit meinen anderen beiden (rüde 10 1/2, hündin 7jahre) klappen.
    für nie eine bindung zum menschen hat sie offensichtlich über meine zwei ihre entscheidung getroffen. jetzt sehe ich täglich ihren kampf gegen die geister der vergangenheit und wir alle drei helfen ihr, uns zu vertrauen. schön sind die täglichen kleinen fortschritte, auch wenn man manchmal morgens wieder bei null anfängt. ein blick in ihre augen oder ein kleines wedeln oder mal ein freudensprung auf der wiese…und man weiss: es lohnt sich!!!

  10. Liebe Anna, dein Text ist wirklich wunderschön. Gerne würde ich mit dir in Kontakt treten, denn wir sind gerade dabei ein neues Buch über Tierschutzhunde zu schreiben und dein Text wäre einfach nur toll für unser Buch. Vielleicht magst du mir mal eine Nachricht über Email schreiben. Ich würde mich sehr freuen.

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