Hallo, schön das Sie sich einen Hund gekauft haben. Hier erhalten Sie nun die einzig richtige Anleitung. Sollten Sie diese Anleitung nicht befolgen, so wird ihr Hund ein unerzogenes, aggressives und unsoziales Tier.
- Wenn der Hund vor etwas Angst hat, dann ignorieren Sie ihn.
- Wenn Sie auf einen fremden Hund treffen, dann gehen Sie geradewegs auf den anderen zu. Jeder Hundefremdkontakt muss funktionieren.
- Die Rangstellung zu klären ist das Allerwichtigste. Ein Hund muss zu jemandem aufblicken können. Er muss Sie als Hund wahrnehmen und als Rudeloberhaupt akzeptieren.
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So stelle ich mir manchmal die Anleitung vor, die frisch gebackene Hundeeltern mit ihrem neuen Hund mitbekommen.
Viele glauben leider immer noch, dass es DIE EINE ANLEITUNG für Hunde gibt, dass Hunde alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren.
Da frage ich mich dann immer WIESO?
Wieso sollten alle Hunde gleich sein? Haben Hunde kein Recht auf Einzigartigkeit? Haben nur wir Menschen das Recht auf Individualität? Wieso sollte das so sein? Weil wir einen einsatzbereiten Daumen vorweisen können und so Dinge wie die Mikrowelle und den Computer erfunden haben?
Kein Hund funktioniert – Hunde leben – genauso wie Du und ich.
Es gibt für kein Kind genau DIE eine, einzig und allein richtige Erziehungsmethode, genauso wenig wie es für Hunde DIE richtige Methode gibt.
Es spielt so viel mit. Manche Hunde haben vielleicht wegen ihren Erfahrungen schon Angst oder Hemmungen vor bestimmten Dingen. Andere gehen total unbeschwert an alles heran und wieder andere sind vom Charakter her einfach ängstlicher und der nächste ist der totale „Macker“. Wie kommt man also darauf, dass es für all diese verschiedenen Charaktere DIE eine Methode geben muss?
Hundeerziehung – viele verschiedene Faktoren
Damit man mit seinem eigenen Hund richtig umgehen kann, muss man ihn erst mal kennenlernen. Dann kann man einschätzen, wie man mit seinem Hund „umgehen“ muss und ihn unterstützen kann.
Meiner Meinung nach gibt es auch nicht die eine Methode. Was beim einen Hund super funktioniert, kann der andere Hund als total unangenehm oder sogar bedrohlich empfinden. Damit man seinen Hund allerdings lesen kann, muss man sich mit ihm beschäftigen.
Der Hund – ein Hobby
Bei dieser Aussage kringelt es mir immer wieder die Fußnägel nach oben – wieso? Ganz einfach. Ein Hobby kann man in die Ecke stellen, man kann es vergessen bzw. schleifen lassen. Das alles macht einem Hobby nichts. Ein Hund ist aber da. Der Hund ist da, wenn man müde und platt von der Arbeit kommt und ein Hund ist da, wenn man am Samstag mit einem mordsmäßigen Kater aufwacht. Der Hund ist bei Regen da und auch bei minus 10 Grad. Einen Hund stellt man nicht in eine Ecke – ein Hund ist ein Lebewesen, dass es verdient hat als solches auch behandelt zu werden und ebenso sich damit auseinander zusetzen. Damit man einen Hund versteht braucht es Zeit, Geduld und Liebe.
Ein Hund ohne Anleitung
Hat man also einen Hund, so kann man noch so viel Wissen sammeln, es wird dich niemals DIE eine Methode anspringen. Du musst herausfinden (vielleicht auch mit Hilfe eines Experten), wie dein Hund „tickt“, was seine Ängste und Stärken sind und wie man ihm helfen / ihn unterstützen / fördern kann.
Es gibt kein Allheilmittel, aber gerade das macht unsere Hunde doch so faszinierend.
Wäre es nicht langweilig, wenn jeder Hund gleich wäre? Wäre es nicht stupide und traurig, wenn jeder Hund nach Schema F laufen würde?
Ich denke ja. Mit einem Hund entdeckt man neue Seiten. Neue Seiten an sich, an seiner Umwelt und jeden Tag (vielleicht auch nur jeden Monat) neue Seiten an seinem Hund.
Meine Bitte an Dich: Lass dir nicht erzählen, dass es DIE Methode für deinen Hund gibt. Es ist nicht so, dass man dreimal mit den Fingern schnippst und der Hund läuft plötzlich perfekt an der Leine und findet den Nachbarshund nicht mehr total blöde. Es bedarf Arbeit und Training und noch viel mehr Geduld und Verständnis.
Liebe Anna..diese Deine Zeilen kann ich nur unterstreichen. Wie oft hab ich mir anhören müssen, meine Hündin „sollte“ aber so oder so funktionieren.
Nix da…jedes Tier und jeder Mensch fühlt, reagiert und agiert anders…und das ist gut so.
LG
Liebe Anna! Besser kann man es nicht schreiben! Mittlerweile lese ich regelmäßig Deinen Blog und bin jedes Mal begeistert, wie Du es auf den Punkt bringst :-) LG
Hallo Anna!
Oja, das stimme ich Dir zu.
Ich war heute mit Lyko unterwegs und wir kamen in einen Gewitterschauer.
Lyko war dementsprechendn anspannt und lief pendelnd an der Leine.
Vor uns lief ein Mann den er nicht mag, er hat ihn schon häufiger in einen Kleinwagen oder Traktor erlebt und das mag Lyko garnicht, er bellt solche Fahrzeuge immer wütend an und assoziiert nun mit diesen verhassten Gefährten auch den Mann.
Der Mann wurde also verbellt und darauf drehte sich der Mann um, schaute meinen Hund an und meinte. „Ihr Hund ist aber bös gestörrt“
Ich war total getroffen und fühlte mich beleidigt.
Trotzdem versuchte ich dem Mann zu erklären warum der Hund ihn verbellte, worauf der Mann, der keinen Hund besitzt mir gleich „gute“ Ratschläge gab: „Der Hund muß ihnen folgen, nicht sie dem Hund“ ( Ich hing am anderen Ende der Leine, währen Lyko den Mann verbellte)
Ich nahm Lyko dann und ging weiter. Es war sinnlos mit dem Mann zu reden, die haben ihre Meinung und mein Mann sieht aus wie ein Schäferhund, dazu bellte er noch. Seine Meinung hat er mir ja gesagt und was sollte ich da noch mehr sagen… Es waren eben wieder Extrembedingungen, bei der auch mein Versuch eine Führung zu behalten zum Scheitern verurteilt waren: Es regnete junge Hunde, es gewitterte und dann war da der Mann.
Aber mich hat es getroffen, wenn kleine Hunde alles anbellt, wird das immer belächelt und wenn ein mittelgroßer Hund bellt ist es immer schlimm. Egal was der Auslöser ist.
Leider machen mir solche Situationen immer zu schaffen und gehen mir tagelang nicht aus dem Kopf. ich wünschte dann echt, ich hätte einen Hund für den es eine Anleitung gibt.
Gruß Silke + Lyko
Hallo Silke!
Ich hoffe, die Blogbetreiberin nimmt es mir nicht übel, wenn ich antworte ;) Dein Kommentar kommt mir nur sehr vertraut vor. Unser Hund hat auch einen „Feind“, wenn man so will. Er mag nicht jeden Hund und nicht jeden Menschen, aber bei keinem wird er regelrecht aggressiv wie bei diesem Hund + Herrchen. Ich weiß nicht mal, ob es der Hund, der Mensch bei ihm oder beide sind. Da wünsche ich mir auch einen Hund, der an „Feinden“ einfach vorbei gehen kann, ohne Gebell, ohne im Geschirr hängen. Nur, gerade in dieser Extremsituation einen Trainingsversuch zu starten, die Führung zu behalten, halte ich mittlerweile aus eigener Erfahrung für unmöglich und sinnlos. Stattdessen habe ich angefangen, das ruhige Vorbeigehen an Hunden und Menschen, die ihn nicht sonderlich interessieren bzw. die er nur kurz beschnüffelt, zu üben und zu belohnen, weil er es da von sich aus macht bzw. ein aufmunterndes „Komm weiter.“ ausreicht. In der Hoffnung, dass er irgendwann erkennt, dass es einfach wesentlich angenehmer (und leckerer) ist, auch einen „Feind“ zu ignorieren. Da diese Aufbau-Methode schon in anderen Bereichen funktioniert hat, bin ich da guten Mutes. Auch wenn es dauert und die Fortschritte nur minimal sind. Vielleicht hilft Dir das ein bisschen und wäre auch ein Ansatz für euch beide.
Und kurz noch zu Kommentaren anderer Menschen über Deinen Hund: Habe ich anfangs auch mit Disskutieren versucht. Bringt nichts und besser gings mir danach auch nicht, im Gegenteil. Ignorieren und einfach weitergehen, funktioniert für mich wesentlich besser. Dann denkst Du auch nicht mehr tagelang drüber nach :)
=)
Gandalfine