Kopfmensch vs. Bauchhund

Wenn man sich über alles den Kopf zerbricht, jede kleine Entscheidung abwägt und alles gut (zu gut) überlegt, dann ist man ein Kopfmensch. Ein Mensch, der sein Bauchgefühl immer durch den Kopf überstimmt. Alles abwägen und überdenken ist nicht unbedingt gut, man zerkaut jeden kleinen Gedanken und verwirft Dinge, da der Kopf nein sagt (oder gerne auch mal schreit).

Hunde sind da anders und genau dafür bewundere ich sie. Wir Kopfmenschen können so viel von Hunden lernen. Hunde handeln intuitiv. Manches tuen sie, weil es ihnen angeboren ist, anderes haben sie sich durch zuschauen angeeignet und in ihr Leben mit übernommen. Hunde überdenken Dinge viel weniger (im Sinne von sie zerkauen Situationen nicht), sie hören auf ihr Bauchgefühl, vertrauen darauf und handeln danach.
Ich bin (war) ein absoluter Kopfmensch und ganz ehrlich ich hasse es. Ich brauche immer einen Plan, brauche Listen und muss den Ablauf von einem Tag genau (und ich meine wirklich genau!) kennen.

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Spontanität kann man lernen

Durch Lemmy und Iggy musste ich einfach spontaner werden. Ein Hund lässt sich nun mal nicht einfach in einen Plan oder eine Liste pressen, ein Hund ist ein Individuum und gehört auch wie eben ein solches behandelt.
So musste ich hart erfahren, dass Kopfmensch sein, nicht so toll ist. Ich habe gemerkt, wie gut es mir tut spontan zu sein, wieder auf den Bauch zuhören.
Bei Hundebegegnungen bringt mir ein Plan nichts, ich muss Lemmy und Iggy lesen und daraus deuten, wie die Situation ist. Hunde führen uns vor Augen, wie gefangen wir doch sind. Gefangen in Plänen und Abläufen – ohne Bauchgefühl. Wir werden darauf getrimmt zu funktionieren und nicht zu zeigen, wenn etwas nicht passt.
Dabei tut es so gut und ist so unglaublich wichtig auf den Bauch zu hören.

Klar heißt das jetzt nicht, dass man nur noch nach dem Bauch gehen soll, denn auch der Kopf hat seinen Zweck und so muss man ein gutes Gleichgewicht zwischen Kopf und Bauch finden. Dieses Gleichgewicht hilft dir aber nicht nur im „normalen“ Leben, sondern gerade auch im Umgang mit Hunden, denn wenn man keine starren Regeln oder Abläufe befolgt, kann man viel individueller auf einen Hund reagieren und somit auch Situationen viel besser wahrnehmen und wenn nötig entschärfen.
Ich habe schon einmal über die Kopf – Bauch – Problematik geschrieben und über die (leider oftmals) fehlende Individualität.

Regeln helfen – schränken aber auch ein

Klar ist es toll zu wissen, was die nächste Zeit so los ist und was auf einen zukommt, es macht dich aber auch gefangen. Gefangen in Abläufen und starren Plänen – frei leben ist das nicht wirklich.
Wie toll ist es doch, das Gefühl von Freiheit, Losgelöstheit und Glück.
Nein, nicht blind leben, sondern bewusst und selbstbestimmt.

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Ich – der Kopfmensch

Klar, wird man mit Hund nicht zu einem total anderen Menschen, allerdings lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass diese wunderbaren Geschöpfe, das Leben das ein oder andere mal (oder auch echt oft) so richtig auf den Kopf stellen.
Weißt Du was – das ist auch so richtig gut. Vor allem für so Menschen wie mich.
Seit ich gelernt habe, dass es nicht schlimm ist, wenn nicht alles nach Plan verläuft, bin ich deutlich entspannter. Entspannter in Situationen, die unerwartet sind, wie zum Beispiel das Treffen mit dem nicht ganz so gern gesehenen Nachbarshund (auch bekannt als Lemmy’s Erzfeind) oder mit einer Schulklasse, die plötzlich beim Morgenspaziergang in meine Richtung rennt.
Der Kopfmensch fängt jetzt an alles zu überdenken und ist überfordert, denn schließlich waren diese Situationen so nicht in den Tagesplan eingetragen.
Der Kopfmensch, der von seinem Bauchhund gelernt hat, der kann damit deutlich besser umgehen. Er kann sich auf die Situation einlassen, ist nicht mit sich selber, sondern mit seinem Hund / Hunden beschäftigt, kann sie lesen und so entsprechend reagieren (sich zum Beispiel zwischen den Hund / die Hunde und die gröhlenden Kinder stellen).

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Der Bauchhund

Meine zwei Bauchhunde haben mir ziemlich viel zeigen müssen und müssen es noch heute tun, denn zu gerne fällt man in alte Lebensmuster zurück. Mit einer gewissen Portion Selbstreflektion und der Liebe zu dem Wesen Hund lassen sich diese Rückfälle aber immer öfter verhindern und dadurch deutlich entspannter leben.
Ein Hund bringt so viel Neues und Vergessenes in das Leben – also leg dich doch jetzt einfach mal auf die Couch zu deinem Hund (wenn er da gerade zufällig liegt, so wie es Lemmy macht) und genieße die Zeit. Vergess‘ das Du gerade eigentlich das Bad putzen müsstest und der Boden schon nach dem Staubsauger schreit, das alles kann warten – dieser Moment allerdings nicht.

Wissen in Kombination mit Intuititon

Mit diesem Text möchte ich nicht sagen, dass man nur noch nach dem Bauch handeln soll und der Kopf total egal ist, denn das Wissen – gerade über Hunde – ist unglaublich wichtig.

Aber es muss passen – die Kombination aus Wissen und Bauchgefühl!

Es bringt nichts, wenn man wie ein Roboter mit seinem Hund nur nach Lehrplan X umgeht und genauso wenig bringt es, wenn man sich einfach kopflos in das Leben mit Hund stürzt. Es gilt die Waage zwischen diesen beiden Extremen zu finden und das Wissen in Einklang mit seinem eigenen Bauch zu bringen.

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About Anna

Ich bin ein kreativer Chaot, liebe das Schreiben, aber noch mehr die gemeinsame Zeit mit meinen Hunden. Da meine beiden Hunden alles andere als leicht sind - jeder auf seine ganz persönliche Art - wollte ich mit Canistecture einen Ort schaffen an dem ich alle Seiten des Hundehalterlebens zeige. Die Schönen, genauso wie die weniger schönen. Genau diesen Ort habe ich mit Canistecture geschaffen.

3 comments / Add your comment below

  1. Hi Anna

    Vielen Dank für die Erinnerung und für das Bewusstmachen. Ich lag gerade auf dem Sofa neben meinem Hund und habe deinen Artikel gelesen.

    Da ist mir bewusst geworden, dass wir im Hundefrisbee beides brauchen.

    Der Kopf legt sich die Tricks, Würfe und Abfolgen genau zurecht, sogar auf Papier.

    Oft braucht es dann beim Spielen den Bauch. Man Hund steht nicht da wie geplant. Der Anlauf für den Sprung ist zu kurz. Ich halte zuwenig Frisbee in der Hand.

    Jetzt nützt der beste Plan nichts mehr. Der Bauch gibt den nächsten Trick und Wurf vor.

    Liebe Grüsse
    Sandra

  2. Pingback: Wochenrückblick 28.09. - 04.10.2015 - Die tut nichts

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