Ich wache auf. Schweißgebadet und mit den Gedanken irgendwo. Was hat mich geweckt?
Es fiebt.
Das kleine Fellknäul neben mir winselt. Leise und doch so voller Angst.
Wo mag er nur gerade sein in seinem Traum? Schön kann es nicht sein, denn seine Laute kriechen bis in mein Rückenmark und bringen mich zum Erschaudern.
Was hat man dir nur angetan? Was hat dir die Bestie Mensch nur angetan?
Er öffnet die Augen.
Angst!
Dann weicht der Ausdruck und ich sehe Erleichterung. Er steht auf und schmeißt sich in meine Arme. Einmal tief durchatmen und realisieren, dass er in einem Bett in Deutschland liegt und nicht auf der Straße in Rumänien.
Er drückt sich fest an mich.
Nochmal tief einatmen und er legt sich wieder hin, wieder rutscht er so weit bis er mich spürt.
Langsam fallen die Augen wieder zu und er in einen Dämmerschlaf.
Oft geht er in der Nacht auch ins Wohnzimmer und wacht dort voller Schrecken auf. Dann wird panisch gebellt. Erst wenn wir ihn rufen und zeige wo wir sind ist alles wieder ok. Diese Panik wird nie ganz verschwinden. Aber es wird besser mit jedem Tag den er bei uns ist.
Ich bin im solchen Situationen ziemlich froh, dass unsere Hunde eben nicht sprechen können, denn das was er und all die anderen Fellnasen in Rumänien oder irgendwo auf der Welt Tag für Tag erleben müssen, möchte ich nicht aus dem Mund meines Hundes hören. Mir reicht es, wenn ich eben die vorher beschriebene Angst in seinen Augen sehe.
Das nach drei Jahren in Deutschland.
Ein Traum, der aufwühlt und beim Verarbeiten hilft
Wie gern würde ich ihm die ganze Angst nehmen. Aber sie gehört zu ihm und vor allem er kann damit leben. Er vertraut mir und meinem Freund so sehr. Er hat trotz seiner Erfahrungen nicht aufgegeben.
Das ist eine Eigenschaft, die mich an Hunden wahnsinnig fasziniert.
Selbst Hunde, die sich schon aufgegeben haben, können bei den richtigen Menschen wieder aufblühen.
Könnte das ein Mensch auch?
Ich weiß es nicht und ehrlich gesagt möchte ich es nicht wissen, denn was die Hunde auf der Erde ertragen müssen ist oftmals so schlimm, das ich mich schäme der Spezies Mensch anzugehören.
Selbst in Deutschland.
Wir sagen immer, wir wissen alles, wieso hört man dann immer wieder wie Hunde in zu heißen Autos auf ihre Menschen warten MÜSSEN?
Wieso holen sich dann Menschen einen Hund nur zum Kuscheln? Ja, ein Hund muss auch raus, für manche Menschen wirklich noch ein Wunder.
Oftmals wird gesagt ein Hund vergisst seine Vergangenheit, ein Hund lebt im Hier und Jetzt.
Wie sollte ein Hund so etwas vergessen? Ein Hund hat eine Seele, wie ein Mensch. Ein Hund hat Gefühle, wie ein Mensch.
Natürlich sitzt der Hund nicht jeden Tag da und erinnert sich an seine schlimme Zeit, aber es gibt einfach Situationen, die ihn daran erinnern.
Ein Hund mit Vergangenheit, hat eben diese Vergangenheit. Ich finde man sollte die Vergangenheit akzeptieren und den Hund unterstützen damit zurecht zu kommen.
Die Vergangenheit, die Erfahrungen und die Erlebnisse machen uns zu dem was wir sind und formen auch genauso die Hunde.
Natürlich heißt das jetzt nicht, dass man den Hund in Watte packen soll und er nichts mehr erleben darf.
Man sollte einfach im Hinterkopf haben, dass es eben Situationen gibt, die für solche Hunde wahnsinnig angsteinflößend sein können. Hat man so eine Situation entdeckt, dann gilt es mit kleinen Schritten daran zu arbeiten und nichts zu erzwingen.
Mit Geduld, Liebe und dem nötigen Wissen, schafft man gemeinsam mit dem Hund die Hürden dieser Welt und sind diese mal genommen, dann ist es ein unglaubliches Gefühl.
Lemmy schläft wieder tief und in meinen Armen. Vor zwei Jahren noch ein unvorstellbares Bild. Bei jeder Bewegung ist er damals aufgewacht. Im Bett lag er nicht gerne. Er konnte uns noch nicht so weit vertrauen.
Jetzt – heute vertraut er uns.
Er kommt wirklich zur Ruhe und ich genieße jede Sekunde, die ich ihm nicht nur beim Dösen, sondern beim richtig, tiefen Schlafen zu sehen darf. Es grenzt für mich immer noch an ein Wunder.
Jeden Tag aufs Neue.
Schön und schon wieder heule ich! ICh möchte garnicht nachdenken, was Straßenhunde durchmachen. Die Bilder im Fernsehen reichen mit. Schön, aber das Lemmy bei Euch Schutz findet und Euch vertraut…
Gruß Silke
Ich freue mich darüber, dass immer mehr Tiere ihren Weg in ein von uns behütetes Zuhause finden und all die Liebe erfahren dürfen. Ich bewundere diese Tiere darum, wie schnell sie doch wieder Vertrauen fassen und bereit sind, so gut es ihnen eben möglich ist, die Vergangenheit loszulassen. Manches zeigt sich dann im Traum wieder oder in Begebenheiten, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Erlebnissen in der Vergangenheit haben. Wie gut, dass sie uns dann vertrauen können.
Habe auch ein rumänischen straßenhund, und genau die selben erfahrungen gemacht wie ihr! Er war cir 7 j. Auf der straße bis er aus einer tötungsstation geretet wurde, und dann nochmal ne zeit im schelter, bis er nach deutschland zu mir kam.
Er hat so furchtbare träume gehabt am anfang, und so viel angst, nichmal im selben raum konnte und wolte er mit einem mensch schlafen, und hat sich immer aufm balkon unterm wäscheständer versteckt!
Ganz langsam ist es stück für stück besser geworden, und heute schläft er nur noch im selben raum mit mir, er ist so toll geworden mein süßer!
Und wen den doch ein albtraum nochmal kommt, dann streichel ich ihn, er macht dan die augen kurz auf und sofort wieder zu wen er sieht das er bei mir ist, und die straße vergangenheit, nur noch ein albtraum ist!
Er begleitet mich überall hin, und ist auch sehr glücklich immer wen er mit darf.
Sogar ina wohnung kommt er gucken wen ich länger als 2 min. Außer sicht bin:-)
Oder ich mir mal ein zeh anhaue und selbst quitche, steht er sofort nebenmir! Das was ich am anfang bei ihm jede nacht gemacht habe, gibt er mir heute so gut er nur kan zurück!
Man merkt wie sehr er sich wohlfühlt!
Und ich liebe mein sofa-wolf genauso :-)
Lg nadine & rex