Die Angst vor dem Unbekannten – von Menschen und Hunden

Du wachst auf – an einem fremden Ort mit fremden Menschen. Auf ein Mal sitzt Du in diesem Raum, nichts kommt dir bekannt vor. Es sind ein paar Personen im Raum, sie reden – ganz aufgeregt und vielleicht sogar ein bisschen zu laut. Du verstehst nicht was sie sagen, was sie von dir wollen – sind sie nett oder sind sie böse? Manche kommen nah ran und versuchen dich anzufassen, andere bleiben auf Entfernung und schauen nur.

Es riecht – nach unbekannten Dingen, kein bekannter Geruch ist dabei.
Du hörst Dinge, laute Dinge – leise Dinge – Geräusche, die dir Angst einflößen und Töne, die sich interessant anhören.
Du setzt dich hin.

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Da kommt ein kleinerer Mensch auf dich zu und hat etwas in der Hand. Er stellt es hin – es ist Essen.
Plötzlich merkst Du wie dein Bauch rumort, wie gerne würdest du jetzt etwas essen. Jetzt stellt sich bloß die Frage, ist das Essen für dich? Kommt der kleine Mensch wieder zurück und beansprucht es für sich?

Unbekanntes und Altbekanntes

Du wartest. Als nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch keiner Anspruch auf das Essen erhebt, rutscht du näher ran und beginnst zu essen.
Sofort spürst du die Augen auf dir. Oh nein – hast du etwas falsch gemacht? Keiner kommt näher, alle schauen dich an. Total verwirrt von dieser Situation lässt du vom Essen ab und kauerst dich wieder an deinen alten Platz. Da kommt auch schon ein anderer Mensch, steckt seine Pfote in das Essen und hebt sie dir vollgepackt unter die Nase – na danke – willst du mir jetzt zeigen, was dir gehört?
Hungrig, aber auch müde setzt du dich bequemer hin. Du spürst die Wand in deinem Rücken, die dir Halt und auch Sicherheit gibt, aber ebenso kalt und hart ist. Gerade als du es dir bequem gemacht hast und langsam deine Gedanken sortieren kannst, kommt jemand zu dir und setzt sich neben dich – ohne ein Wort zu sagen. Du versuchst ein bisschen auf Distanz zu gehen, schließlich kennst du die andere Person nicht – sie rutscht nach. Da du aber so müde bist, ist es dir dann irgendwann egal und du versuchst deine unglaublich müden Augen zu entspannen.
Da hörst Du jemanden genau vor dir reden. Du machst die Augen auf.

Verstehen und verstanden werden

Vor dir steht eine Person – was möchte sie dir sagen?
Du verstehst es leider nicht, egal wie viel Mühe du dir gibst.
Es scheint eine Aufforderung zu sein, denn als du nicht reagierst wird das Gesicht der Person ein bisschen böser oder vielleicht auch bestimmter.
Noch am Rätseln was dir diese Person mitteilen möchte sitzt du auf dem Boden, als dich die Person am Arm packt und hochzieht. Völlig perplex stehst du nun da – der Mensch steht immer noch vor dir und redet auf dich ein.
Da du dich immer noch nicht bewegst, nimmt er dich am Arm und zieht dich mit.
Gemeinsam geht ihr raus.

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Draußen ist es schön. Ihr steht in einem tollen Wald – hier duftet es jetzt wieder vertrauter. Es riecht ein bisschen modrig, aber keinesfalls unangenehm. Ein bisschen erdig und hier und da riechst du auch die ein oder andere Blume. Ein ganz leichter Hauch von Nebel schwadert noch zwischen den verschlungenen Waldwegen umher und umspielt deine Nase und die, so wundervoll duftenden, Gerüche.
So total in Gedanken und fasziniert von dieser Schönheit hast Du gar nicht gemerkt was der Mensch macht.
Er stapft. Er stapft und zwar missmutig – er stapft missmutig durch den Wald und scheint von dieser Schönheit, die direkt vor seiner Nase winkt, überhaupt nichts mit zubekommen. Da du die Person interessant findest und sie auf diese Schönheit und den Frieden der Natur aufmerksam machen möchtest gibst Du einen Laut von dir – und wirst dafür böse angeschaut. Anscheinend mag diese Person die Natur nicht.
Nach einer Weile, du bist inzwischen von den ganzen Eindrücken wirklich kaputt, geht es wieder zurück. Gemeinsam lauft ihr nebeneinander her, ganz still ohne jeglichen Austausch. Der Mensch, der dir immer noch ein bisschen suspekt ist, öffnet die Tür. Du gehst hinein und möchtest dich wieder an die gleiche Stelle auf den Boden setzen wie vorher. Da stürmen schon zig Menschen auf dich zu. Sie sind laut und wollen dich anfassen.
Du erschreckst dich und vor lauter Schrecken schreist du auf und schlägst um dich.
Die Menschen schauen dich abfällig an. Anscheinend verstehen sie dich nicht. Du möchtest dich entschuldigen, aber du darfst nicht. Der Menschen, mit dem du zusammen im Wald warst, schickt dich in eine Ecke.

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Und was hat das jetzt mit Hunden zu tun?

Zu oft bekomme ich mit, wie ein neuer Hund – sei es ein Welpe, ein Hund aus dem Tierheim oder ein Auslandshund – im neuen Zuhause begrüßt wird.

Wir Menschen sind so voller Freude und Energie, möchten eigentlich nur das Beste und merken vielleicht gar nicht wie sehr wir unseren neuen Partner verängstigen, einschüchtern oder erdrücken.

Was würdest Du machen, wenn Du in der oben beschriebenen Situation wärst?
Wie würdest Du dich fühlen?

Wenn wir an einen unbekannten Ort, mit unbekannten Wesen und lauter neuen Eindrücken kommen ist doch das Erste was wir brauchen ZEIT und Ruhe.
Leider gestatten wir diese Zeit, den „neuen“ Hunden oftmals nicht – klar man ist total von seinen Gefühlen überwältigt und möchte der ganzen Welt zeigen, was für ein süßes Wesen jetzt das Leben mit einem teilt.
Also denke das nächste Mal daran, rufe dir ins Gedächtnis wie Du dich fühlen würdest. Versuche dich in die Situation des Hundes zu versetzen und sei einfach für ihn da – auch auf Distanz.
Mehr Tipps und Infos rund um den Einzug eines neuen Hundes gibt es bald hier auf dem Blog.

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About Anna

Ich bin ein kreativer Chaot, liebe das Schreiben, aber noch mehr die gemeinsame Zeit mit meinen Hunden. Da meine beiden Hunden alles andere als leicht sind - jeder auf seine ganz persönliche Art - wollte ich mit Canistecture einen Ort schaffen an dem ich alle Seiten des Hundehalterlebens zeige. Die Schönen, genauso wie die weniger schönen. Genau diesen Ort habe ich mit Canistecture geschaffen.

4 comments / Add your comment below

  1. Liebe Anna, bei dem lesen von Deinem Text habe ich gemerkt : ich bin wie ein Hund….ich würde genauso reagieren…….
    Du beschreibst das sehr gut, genauso ist es und …………….es erinnert mich an meine Kindheit.
    Liebe Grüße
    Rosemarie

  2. Liebe Anna,

    das ist ein sehr schöner Text! :) Ich habe richtig mitgefühlt!

    Ich finde, es ist total wichtig, dass wir uns viel öfter in die Welt unseres Hundes und auch unserer Mitmenschen „hineinfühlen“. Das erspart viel Frust und Trauer und hilft, deutlich entspannter und offener durchs Leben zu gehen!

    Viele Grüße,
    Steffi

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