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Der Hund, der bellt

Anständige Hunde kläffen nicht. Anständige Hunde bellen, wenn sie etwas zu sagen haben.
(Werner Mitsch)

Ein Hund der knurrt ist nicht gefährlich, er kommuniziert!
(Dr. Dorit U. Fedderson-Peterson)

Bellen ist Kommunikation und Kommunikation ist wichtig. Leider „nervt“ viele Menschen das Bellen.

Stell Dir mal vor, Du läufst in der Nacht allein durch die Straße und es kommen zwei Personen auf Dich zu. Du spürst, wie dir das Blut in den Adern gefriert und du findest die Situation einfach unheimlich. Die zwei Personen laufen in deine Richtung, sie laufen auf dich zu, bedrängen dich.
Was würdest Du machen – ganz intuitiv? Schreien? Um Hilfe rufen?


Kannst du dir vorstellen, wie Du dich in der Situation fühlst? Ja?
Ähnlich geht es deinem Hund, wenn er in der Nacht etwas sieht.
Lemmy sieht, durch einen Biss eines anderen Hundes, schlecht. Nachtspaziergänge sind nicht unbedingt entspannt mit ihm, denn er erkennt nur schemenhaft, was dort so passiert. Was tut er also? Er bellt!
Er zeigt, ganz genau, dass die Situation für ihn unangenehm ist.
Klar, ist es nicht toll, mit einem bellenden Hund Gassi zu gehen, schon gar nicht in der Nacht oder spät abends, aber so siehst Du was deinem Hund Angst macht. Er zeigt dir ganz genau, was ihm nicht gefällt.
Also verbiete deinem Hund das Bellen nicht, sehe es als das an was es ist, Kommunikation. Er kommuniziert mit Dir und mit dem, was auch immer ihm Angst macht.
Ein Bellen zu bestrafen ist einfach nur dumm. Das wäre so, als rufst Du um Hilfe und jemand verbietet es dir.


Anmerkungen: (danke Bücherwurm für deinen Kommentar, mir war nicht klar, dass das falsch aufgefasst wird) Natürlich bin ich nicht dafür, dass man seinem Hund einfach bellen lässt und nichts dagegen tut. Ich bin dafür, dass man bellen als das betrachtet, was es ist Kommunikation.
Durch das Bellen weiß man, ob eine Situation für den Hund Stress bedeutet, ob er Aufmerksamkeit will oder ob er Angst hat. Der Hund will durch das Bellen mit uns kommunizieren.
Ich möchte nur, dass das Bellen nicht einfach so verboten wird ohne weiter mit dem Hund zusammen zu arbeiten und ihm zum Beispiel zu zeigen, dass Fahrradfahrer nichts böses sind.

Man muss bellen und bellen unterscheiden. Bellt der Hund, weil er Stress hat, dann kann man ihm zeigen, dass es dafür keinen Grund gibt, bellt der Hund weil er zeigen will komm mir nicht näher, dann ist das ok, denn dann zeigt der Hund einfach nur wo seine persönlichen Grenzen sind.


 

Wieso dürfen Hunde nicht mehr zeigen, wenn ihnen etwas nicht passt? Wieso müssen sie funktionieren?

Wir als Hundehalter haben dafür Sorge zu tragen, dass es unseren Hunden gut geht. Wir haben die Pflicht ihnen Sicherheit zu geben. Also sei dankbar dafür, dass dein Hund dir zeigt, was ihm Angst macht. Er kann dir nicht mal eben auf die Schulter klopfen und sagen „he, dass find‘ ich jetzt aber uncool“ – nein – er kann einfach nur so kommunizieren wie es ihm möglich ist, dazu zählen bellen und knurren aber auch die „leise“ Kommunikation eines Hundes – die Ohren, die Nase, die Rute.
Leider sind viele Hundehalter peinlich berührt, wenn ihr Hund bellt. Sie machen sich Gedanken darüber, was andere von ihnen denken, sie möchten andere nicht stören. Hundehalter, deren Hunde weniger Angst haben, verstehen oftmals nicht wieso der andere Hund jetzt bellt.
Wie oft habe ich es schon erlebt, dass wir einem Hund begegnet sind, Lemmy sehr deutlich gemacht hat, wie unangenehm ihm die Situation ist und trotzdem stapft der andere Hundehalter ohne mit der Wimper zu zucken weiter auf uns zu, im besten Fall fängt er auch noch an mit Lemmy zu sprechen. (Ach warum bellst Du denn – musst doch nicht schimpfen)

Solche Hundehalter würde ich gerne mal schütteln und wachrütteln. Wachrütteln und ihnen zeigen, wie Hunde wirklich ticken, wie Hunde kommunizieren und das ihr Hund vielleicht gar nicht so unschuldig ist. Oftmals übersehen diese Hundehalter nämlich leider, dass ihr Hund gar nicht so unschuldig an dem Bellen ist. Vielleicht droht er mit seiner Körpersprache oder mit seinem Verhalten und der Halter sieht es einfach nicht, weil er kein Auge dafür hat. Kein Wunder, dass es immer wieder angespannte Momente bei Hundebegegnungen gibt. Wenn schon der Halter nicht weiß, was sein Hund sagt, wie soll denn da auch präventiv vorgegangen werden?

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Einen Hund zu haben, heißt nicht nur Gassi gehen und ihn zu bespaßen, nein es ist so viel mehr. Einen Hund zu haben, heißt die Augen offen halten und lernen den Hund zu verstehen, es heißt, für den Hund da zu sein und sich zu informieren und weiterzubilden.

Bellen bedeutet so viel

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe wieso Hunde bellen, es dient aber immer dem gleichen Zweck – zu kommunizieren.
Es gibt ein Bellen, das heißt „komm mir bloß nicht näher“,
es gibt ein Bellen, das heißt „he, komm her und spiel mit mir“,
es gibt ein Bellen, das heißt „ich weiß nicht genau was ich von dir halten soll, mach mal langsam“,
es gibt ein Bellen, das heißt „wo bist du, melde dich“,
es gibt ein Bellen, das heißt „oh ich freu mich so“ und es gibt noch so viele andere Bellarten.
Nachdem Iggy und Lemmy jetzt seit über drei Jahren bei mir leben, kann ich ihr Bellen unterscheiden. Dazu muss ich sie nicht mal sehen, man hört was los ist und kann dadurch entsprechend handeln.

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Ganz ehrlich, mir ist es mittlerweile egal was andere von mir denken, sollen sie doch denken, dass meine Hunde unerzogen und aggressiv sind. Es bringt nichts, immer darüber nachzudenken wie Du und deine Hunde auf andere wirken. Es ist viel besser sich einfach auf seinen Hund zu konzentrieren, für ihn da zu sein, ihm zu helfen und wenn nötig, die Situation für ihn zu klären.


 

Für alle Hundehalter mit einem „Angsthund“: Glaub mir, ich weiß wie unangenehm es sein kann, wenn alle einen anglotzen, weil der Hund gerade wieder total austickt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn im Park jeder einem aus dem Weg geht, weil sie denken dein Hund sei aggressiv. Steh darüber, sei stark und sei stolz auf dich und deinen Hund, denn ihr habt bestimmt schon einen steinigen Weg hinter euch. Vielleicht möchtest Du dir ja mal etwas von der Seele schreiben, dann schau doch mal bei meinem neuen Projekt MUThund vorbei.

Für alle Hundehalter, die einen „einfachen“ Hund haben: Dein Hund bellt selten bis nie, findet Hundebegegnungen klasse, steht auf Fremde und ist auch sonst leicht zu händeln. Das freut mich wirklich für dich. Genieße es, sei aber auch offen für andere Hunde. Rede nicht böse oder gemein über Hunde und deren Halter, bei denen es nicht so geschmiert läuft, wie bei dir.
Ein Hund der bellt ist nicht gleich ein unerzogener oder aggressiver Hund. Akzeptiere es, wenn andere keine Begegnung wünschen und bitte rede nicht auch noch mit bellenden Hunden.

Links zum Thema:
Was tun, wenn dein Hund dich anknurrt
Der Hund und seine Angst

 

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About Anna

Ich bin ein kreativer Chaot, liebe das Schreiben, aber noch mehr die gemeinsame Zeit mit meinen Hunden. Da meine beiden Hunden alles andere als leicht sind - jeder auf seine ganz persönliche Art - wollte ich mit Canistecture einen Ort schaffen an dem ich alle Seiten des Hundehalterlebens zeige. Die Schönen, genauso wie die weniger schönen. Genau diesen Ort habe ich mit Canistecture geschaffen.

5 comments / Add your comment below

  1. Hallo Anna!

    Ich kann Dir, zumindst zu dem ersten Teil Deines Beitrages nur teilweise zustimmen.
    Lyko bellt draußen auch alles an! ALLES! Von Autos, Fahrradfahrern, joggern, andere Hunde, Katzen, wacklende Blätter im Wind ALLES!!!
    Er hat es in der dunklen Jahreszeit entwickelt und ich war damit überfordert. Er geht dann auch immer gleich übelst nach vorne und ich lag in zwei Wochen 4 Mal der Länge nach auf der Straße und hielt verkrampft die Leine fest, an deren Ende Lyko zähnefletschend knurrend etwas verbellte.
    Ich konditionierte ihn darauf ihn auf das Kopfhalfter und machte einen Einzeltraining bei meiner Trainerin.
    Sie meinte, er würde kontrollieren und daraus auch einen starken Beschützerinstinkt entwickeln. Das würde für ihn Streß bedeuten – und mit damit auch!
    Sie zeigte mir Praktiken, wie ich das in der Straße handeln kann, denn ich führe meinen Hund und ich beschütze ihn. Er solll mir vertrauen und braucht dann auch keine Angst zu haben.

    Ich bin nun seit MONATEN dran und mache Fortschritte. Es tut Lyko gut, denn es nimmt den Streß raus und stärkt das Vertrauen und die Bindung.
    Daher bin ich nicht unbedingt dafür Hunde bellen zu lassen.
    Klar Bellen und bellen ist nicht dasselbe. Aber Lykos bellen: laut wütend, aggressiv gerade morgends wenn ich um 5:30 Uhr mit ihm die erste Runde durch die Straßen gehe, geht einfach nicht…

    1. Danke für deinen Kommentar, mir war nicht bewusst, dass das so falsch verstanden werden kann. :) Bin da total deiner Meinung, dass man eben bellen und bellen unterscheiden muss. Hab daher auch noch eine Anmerkung hinzugefügt :)

  2. Liebe Anna, wieder mal ein super Artikel. Bellen ist hündische Kommunikation und oft an den Menschen gerichtet. Das dürfen wir echt nicht vergessen heutzutage, wo sich jeder Hund ja so unauffällig wie möglich verhalten soll. Der Hund muss auch noch Hund sein dürfen. Leid tun mir allerdings die ewigen Stresskläffer, deren Halter aus Unwissenheit oder Faulheit nicht um das Problem kümmern. Das nervt mich schon und dann nerven mich ehrlich gesagt auch die Hunde, die ja eigentlich nichts dazu können. Toll finde ich auch mal wieder deinen Aufruf zur Rücksichtnahmen von Hundehaltern mit völlig unkomplizierten Hunden. Leider lesen die in der Regel ja keine Hundeblogs, -bücher oder Zeitschriften. Würden sie es tun, würde es allen mit „Problemhunden“ viel besser gehen.
    Liebe Grüße
    Patricia

  3. Danke für den tollen Artikel. Ich hab hier auch einen Angst-Hund (aber nur ab und an und nicht immer in vorhersehbaren Situationen ;) ), der seine Stimmbänder gern mit ausgiebigem Bellen kräftigt und dazu die Tendenz hat, sich unheimlich in Dinge hinein zu steigern.
    Hab schon viele unangenehme Situationen hinter mir, aber irgendwann kommt dann die Gelassenheit und man macht sich nichts mehr aus seltsamen Blicken und doofen Kommentaren.

  4. Hallo Anna, ich bin zum 1. Mal auf deinem Blog und finde ihn spotan toll! Ich muss aber Patricia (Frauhollestochter) widersprechen: Ich habe einen „einfachen“ Hund und lese so einige Hunde-Blogs und -Bücher. Ich finde, es sollte für jeden Hundehalter Pflicht sein, eine Hundeschule zu besuchen, in der man genau das lernt, was du auch propagierst: Lerne deinen Hund als Individuum kennen, lerne, seine Kommunikation zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren, so dass die Regeln des Zusammenlebens gewahrt werden können. Ich habe gelernt, dass es immer ein Versäumnis des Halters ist, wenn der Hund sich „daneben benimmt“, sei es überflüssiges Kläffen oder andere Dinge wie Leute anspringen etc. Wie du immer so schön schreibst, ein Hund ist ein Hund und verhält sich dementsprechend, aber es ist meine Pflicht als Halter, ihm beizubringen, welche Verhaltensweisen akzeptabel sind und welche anderweitig ausgelebt werden müssen. Leider gibt es zu wenige Hundebesitzer, die sich ihrer Verantworung und der damit einhergehenden „Arbeit“ bewusst sind. Bücherwurm ist mit Lyko da ein gutes Beispiel dafür, dass jemand sich die Arbeit macht und auf seinen Hund eingeht.
    Trotzdem treffe ich oft Leute, die es NICHT kümmert, ob ihr Hund gut „erzogen“ ist, der auch nicht aus Angst bellt und die sich auch gar nicht damit auseinandersetzen wollen (aktuell 2 in meiner Nachbarschaft mit Border Collies/Aussies!). Hier ersetzt die Leinenpflicht die Hundeschule. Und deshalb hab ich auch weiterhin für solche Hundebesitzer kein Verständnis.

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