Einen Hund zu haben, der mit jedem anderen Hund auskommt, das ist der Traum vieler Hundehalter. Auf die Wiese gehen und den eigenen Hund flitzen und spielen zu sehen, ihn zu beobachten, wie er vor Freude fast platzt und danach platt daheim liegt – ob auf dem Sofa oder wo auch sonst – das ist schön und das ist vor allem eine Sache, die ich früher auch hatte. Nicht früher mit einem anderen Hund, sondern mit Lemmy.
Ja, jetzt wirst Du dich fragen, ist Lemmy nicht der unverträgliche Hund, der nur mit sehr wenigen und dann (von ihm) ausgewählten Hunden spielt?
Genau dieser Lemmy, war früher total scharf auf andere Hunde. Ok, mit Hunden, die nicht richtig kommunizieren können, aufgrund ihrer Mimik oder die zu viele Geräusche machen – zum Beispiel Möpse oder ähnliches, die fand er noch nie so genial, aber er ist ihnen dann eben aus dem Weg gegangen, oder konnte so lange mit ihnen spielen, bis sie ihm das Gesicht zuwandten.
So war Lemmy früher tatsächlich. Ich bin fast jeden Tag gemeinsam mit einer Dogwalkerin Gassi gegangen und da waren mindestens 5 Hunde plus Lemmy. Ich weiß also, wie es ist, so einen Hund zu haben und ja, manchmal wünsche ich mir diese Zeit zurück. Dann aber sehe ich, dass Lemmy jetzt so zufrieden ist wie es ist. Mit seinen ausgesuchten Kontakten und sonst mit eben mit der verrückten Iggy. Er ist sehr vorsichtig geworden was andere Hunde angeht und hat zeitweise gelernt, dass es ja viel leichter ist nach vorne zu gehen als schon wieder gebissen zu werden.
Dank so mancher Hundehalter und ja ich spreche hier absichtlich die Halter an, denn für mich können die jeweiligen Hunde nichts dafür, ist Lemmy jetzt eben ein anderer Hund, als er noch vor 4 Jahren war. Er war noch nie komplett angstfrei und ist auf jeden Menschen zugegangen, aber er war mit fast jedem Hund verträglich und konnte ohne Probleme an anderen Hunden vorbei laufen.
Nachdem er allerdings von einem kleineren Hund im Jahr 2013 in den Kopf und in sein Auge gebissen wurde ging es bergab. Da hatten wir gerade diesen Schock und diese Situation verdaut und waren dabei, Lemmy wieder zu zeigen, dass das ein Einzelfall war, da passierte auch schon der nächste Zwischenfall, dieses Mal mit einem deutlich größeren Kaliber von hund. Dieses Mal gab es zwar keine starken Verletzungen, aber der Schock saß noch tiefer. Da Lemmy durch die Augenverletzung, vom ersten Angriff, auch ein Teil seiner Sehfähigkeit verloren hat war auch hier nochmal eine neue Hemmschwelle geschaffen worden.
Ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber auch den zweiten Angriff in kurzer Zeit haben wir beziehungsweise hatte Lemmy noch einigermaßen weckstecken können.
Als es dann allerdings im Dezember 2013 zum dritten Angriff kam war danach sehr deutlich, dass Lemmy von nun an nur noch ausgewählten Kontakt haben wollte. Er hat gelernt oder hat für sich daraus gezogen, dass er andere Hunde eben nicht mehr so nah an sich ran lassen will und ja – bevor jetzt wieder jemand schreibt ich würde ja mit meinem Hund nicht trainieren – doch wir trainieren, allerdings will ich nicht auf Teufel komm raus, dass Lemmy mit jedem Hund klar kommt. Jeder Hund, der an uns vorbei gehen kann ohne ein ungutes Gefühl in Lemmy hervorzurufen ist ein Triumph. Es gibt Tage an denen läuft es gut und Tage da läuft es leider gar nicht. Aber auch ein Hund darf einen schlechten Tag haben, dann läuft es an den anderen Tagen dafür um so besser.
Solche Erlebnisse prägen einen Hund einfach und die lassen sich auch nicht so mir nichts dir nichts wegwischen. Vielleicht wird Lemmy mal wieder verträglicher, vielleicht aber auch nicht und das ist für mich ok. So lange ich weiß, dass es meinem Hund gut geht ist das für mich in Ordnung.
Du siehst also, hinter einem unverträglicher Hund steht eine Geschichte. Manche sind vielleicht nicht bekannt, weil die Vorgeschichte des Hundes unklar ist, manche Hunde tragen bekannte Altlasten mit und manche Hunde sind krank oder haben Schmerzen und möchten deshalb ihre Ruhe haben.
[bctt tweet=“Hinter jedem unverträglichen Hund steht eine Geschichte.“ username=“anna_teresa_le“]
Und weißt Du, was ich dir noch verraten kann. Hundehalter wie ich, die versuchen ihrem Hund den Tag angenehm wie möglich zu gestalten. Wenn ich Gassi gehe, dann versuche ich meine Augen und Ohren über all zu haben, denn ich möchte auch nicht, dass zum Beispiel Menschen, die Angst vor Hunden haben, an einem bellenden Hund vorbei gehen müssen, nur weil ich gerade geschlafen habe und deshalb nicht rechtzeitig reagieren konnte. Also versuche ich den Abstand hinzubekommen, bei dem ich weiß, dass in Lemmys Wohlfühlzone nicht eingedrungen wird und er daher ruhig neben mir sitzt. Genauso handhabe ich es auch, wenn uns Hunde entgegen kommen, ich versuche auf einen gewissen Abstand zu kommen – dieser wird von Zeit zu Zeit immer kleiner und es gibt Tage, da schaffen wir schon eine Hundebegegnung mit 5 Meter Abstand und das ganz ohne Bellen oder Knurren. Allerdings habe ich hier die Situation in der Hand, ich schaue welchen Abstand Lemmy braucht und gehe darauf ein. Kommt jetzt allerdings ein wild galoppierender Hund, der auf seinen Halter nicht hört, auf uns zu und donnert vielleicht auch noch in uns rein, dann kann mich das ganz schön nach hinten werfen (jetzt nicht tatsächlich, sondern bezüglich des Trainingsstandes) – je nach Tagesverfassung von Lemmy. Daher empfinde ich es als sehr angenehm, wenn wir anderen Hunden begegnen und ich merke, dass die Halter – auch wenn sie einen super verträglichen Hund haben – es aktzeptieren, dass meine/r nicht so sind / ist. Dieses Verständniss hilft mir, hilft Lemmy und es hilft auch, dass es zu keinen unangenehmen Situationen kommt. Daher habe dieses Wissen, dass nicht jeder Hund andere Hunde feiert im Hinterkopf, denn dann hast nicht nur Du und dein Hund einen schönen Spaziergang, sondern auch so Halter wie ich mit meinen Pappnasen ;-)
Linktipp:
Hallo,
Ich möchte Sie weder kritisieren noch angreifen,leider ist es oft schwierig schriftlich ,wo keine Mimik oder Stimme ist,zu sagen was man denkt,ohne das das Gegenüber sich angegriffen fühlt,weil es halt schriftlich ist.
Ich habe genau so einen Hund,der mit allen anderen klarkommt.Sandy ist jetzt 9 Jahre alt und seit sie 6 Wochen alt ist,bei mir und meinem Mann zuhause.
Manchmal liegt es aber auch am Halter des unverträglich gewordenen Hundes,das ein Hund so schlimme Erlebnisse hatte wie Ihr Lemmy.Manchmal machen Halter nämlich den Fehler,ihren Hund freilaufen zu lassen,obwohl ein Ihnen fremder Hund an der Leine begegnet und lassen den eigenen Hund freilaufen,da kann es dann zu solchen Zwischenfällen kommen. Dadurch,das ich es Immer so halte,das,kommt ein mir fremder Hund entgegen,oder nähert sich mir,und er ist angeleint,leine ich meine Sandy auch an,danach kann man immer noch fragen,ob die Hunde sich mal beschnuppern dürfen ,ob das ok ist.Mit der Methode bin ich bis jetzt,immerhin 9 Jahre lang,ohne für Sandy schlimme Zwischenfälle,ohne Bisswunden oder Beissereien durch gekommen und wir wohnen in einer reinen Hundegegend,hier begegnet man immer anderen Hunden,sämtliche Rassen und Größen.Es ist ein Feld und Waldgebiet ,welches ja dazu einlädt Hunde zu haben ;-)
Hallo,
ich fühle mich keinesfalls kritisiert und finde Ihren Kommentar sehr gut. Da haben sie vollkommen recht, dass das am Halter auch liegen kann. Bei mir war es allerdings der Fall, dass Lemmy bei sämtlichen Angriffen an der Leine war und nur so konnte auch schlimmers verhindert werden. Beim dritten Eingriff hat sogar mein Freund Bisswunden des anderen Hundes abbekommen, weil er eben dazwischen gegangen ist – nicht sonderlich klug, aber Lemmy hat sich damals nicht gewehrt. Bei keines einzigen Angriff, selbst den Angriff auf seinen Kopf / Auge hat er einfach so über sich ergehen lassen, bis wir den anderen Hund weg von ihm bekommen haben. Also ja, sowas kann durch die Halter zustande kommen, gebe ich ihnen total recht.
Die Methode, sprich anleinen, wenn der andere auch angeleint ist, ist auch super und ich freue mich immer, wenn mir Hundehalter entgegen kommen und so reagieren, leider ist das bis in meine Gegend noch nicht durchgedrungen und so begegenen uns sehr oft unangeleinte Hunde.
Liebe Grüße
Anna
Ich kann hier einiges nachvollziehen. Jedoch ist mir unverständlich, dass ihr es nach 3 Jahren noch nicht schafft, ruhig an anderen Hunden vorbeizugehen. Keinen Kontakt zu wollen ist eine Sache. Es ist jedoch eine andere den Hund nicht ruhig zu bekommen. Das solltet ihr trainieren und zwar so, dass dein Hund versteht, sobald dein Abbruchsignal kommt, hat er ruhig zu sein. Ich halt nichts von Rudeltheorien und dem ganzen Rüdelführer Blödsinn. Bei euch scheint jedoch nicht klar definiert zu sein, dass du in der Lage bist die Situation für deinen Hund zu übernehmen. Und deshalb muss er auf Angriff gehen. Und solltest du einen Trainer haben, der es mit dir zusammen nicht geschafft hat, dann würde ich dir raten diesen zu wechseln.
Alles Liebe weiterhin! Daniela
Hallo liebe Daniela, ich sage nicht, dass wir es nicht immer schaffen. Die meisten Situationen sind allerdings nachts und da ist Lemmy als halbblinder Hund eben sehr vorsichtig. Außerdem geht er nicht mehr nach vorne, im Artikel habe ich extra zeitweise geschrieben ;-) Das hat er mittlerweile gelernt, er bellt eben einfach und zeigt komm mir nicht zu nahe und dass ist Kommunikation und diese werde ich meinem Hund, wenn ein fremder Hund zu nahe komm im definitiv nicht aberkennen.
Liebe Grüße
Anna :-)
Liebe Anna
Hinter jedem schwierigen Hund steckt eine Geschichte. Da hast du so recht :) Ich freue mich immer von dir zu lesen, denn du machst Menschen Mut, ihren eigenen Weg aus dem -ich nenn es jetzt mal bissle krasser – „Trauma“ zu finden. Wenn der eigene Hund gebissen wird und das dreimal, ist es ein langer Weg zurück zu einem einigermaßen entspannten Leben. Denn gegen die Angst gibt es kein „Abbruchsignal“ ;)
Liebes Grüßle
Anna
PS. Wir lesen nun schon 2 Jahre voneinander. Wie schön!
Danke …. mehr braucht man nicht sagen … grüsse von Bjelle … eins verträglich ..Bis die unter einen 40 kg Rotti begraben wurde der ungefragt von hinten in und rein rannte … und wenige Wochen später als … Hase … von einem Galgo gejagt wurde …. Die selbst hat 3.8 kg….
Ja die sucht sich gut aus wen sie in ihrer Nähe haben will ….
dazu schreibe ich jetzt mal was.
so ein bisken mehr knigge würde ich mir bei so manchem hundehalter wirklich sehr wünschen!
ich habe auch mit meinen hunden übergriffe erlebt und auch einige heftigere, die ich leider nicht verhindern konnte. mein mopsmädchen ist zweimal angegangen worden, was „nur“ mit blauen flecken endete, aber nach einem dritten vorfall hat sie durch einen biss ihr rechtes auge verloren. mit ihr habe ich das glück, dass sie das mit entsprechender behandlung gut weggesteckt hat.
mein mittlerweile verstorbener kleiner terrierrüde würde von einem unverträglichen boxer angegangen. der boxer wollte einen kehlbiss anbringen. GsD ist es bei zwei löchern (also so richtig mit biss udn gegenbiss rechts und links von der kehle) im hals geblieben, weil der boxer nicht richtig zubeissen konnte. der terrier war an dem tag zufälligerweise mit allem ausgestattet, was er so hatte, mit halsband, mit geschirr, mit halstuch, mit mäntelchen. das hat ihm das leben gerettet. er war danach so unter schock, dass er keinen schritt mehr machen konnte. ich musste ihn tragen. er war tatsächlich richtig traumatisiert danach. der terrier war erstmal durch mit anderen hunden. ich hatte das glück, das in nicht allzulanger zeit wieder hinzubekommen, obwohl er damals ziemlich durch den wind zu mir kam und es sehr viel arbeit war, ihn zu sowas wie einem normalen hund zu machen. keine der situationen war vorhersehbar.
keine der situationen war durch mich oder meine hunde verschuldet.
die situationen kamen durch hunde zustande, die nicht das erste mal übergriffig waren und von ihren haltern nicht veranwortungsbewusst geführt wurden.
so ein mops ist so, dass er sowas gut wegstecken kann. mein mops mag alle tiere und alle menschen und das ist so tief verankert, dass auch beissvorfälle nichts grundlegend daran ändern.
so ein terrier braucht nur eine negative erfahrung und ist mit einem thema völlig durch.
wie ein hund letztendlich solche negativen erfahrungen verarbeitet, ist doch sehr unterschiedlich, weil von einigen faktoren abhängig. in erster linie mal vom hund selber, also von dem, was er an wesen udn an erfahrungen mitbringt. in zweiter linie vom halter, also von dem, was einem halter in der situation selber an handlungen möglich ist und was anschliessend möglich ist hinsichtlich umgang mit der reaktion des hundes. sicherlich mag man so einiges beeinflussen können, aber je nach konstellation eben auch nur bedingt.
einen wesensfesten hund wird in der regel ein einmaliger vorfall nicht völlig aus der bahn werfen. bei einem hund mit defiziten kann das hingegen schon der fall sein. udn manchmal ist eine solche erfahrung halt nicht einfach „mal eben“ wegzutrainieren.
ich habe das glück, derzeit ein schönes 3er rudel zu haben, das mit allem und jedem klarkommt. die drei sind entspannt udn ausgeglichen. keiner von ihnen ist auf stress aus.
ABER, obwohl sich das jeder hundehalter so wünscht, das ist für mich nicht der normalfall für hunde, wenn auch gesellschaftlich so erwartet.
denn würde ein hunderudel in freier wildbahn leben, würde es den kontakt zu anderen hunden bzw. rudeln unbedingt vermeiden. die würden sich nicht treffen udn eine spielgruppe aufmachen.
mit so einer allumfassenden verträglichkeit bei fremdhundekontakten verlangen wir etwas von unseren hunden, das so eigentlich nicht ihrer programmierung entspricht.
obwohl meine hunde so umgänglich sind, halte ich es so, dass ich bei ihnen eher wenige, aber ausgesuchte kontakte zulasse. sobald einer meiner hunde mir auch nur ansatzweise unwohlsein signalisiert, breche ich kontakte sofort ab. mein labbi zeigt mir unwohlsein übrigens auch durch sehr bemühte spielaufforderungen an. sie ist spezialistin für das vierte „F“, nämlich „fiddle around“. zeigt mir ziemlich zuverlässig an, dass der kontakt nicht so wirklich passt.
abschliessend möchte ich zustimmen, wenn jemand einen unverträglicheren oder etwas schwierigeren hund hat, so hat das in der regel seine vorgeschichte udn sagt auch nicht automatisch etwas über die fähigkeit eines hundebesitzers aus und auch nicht automatisch etwas über den hund. das muss man schon etwas differenzierter betrachten, meine ich.
und statt oft gesehenem kopfschütteln, wäre etwas mehr verständnis udn rücksichtnahme angebracht. eine bewertung steht doch niemandem zu, der eine geschichte nicht kennt.