24.4.2025
Auf einmal sind wir nur noch zu dritt. Einer fehlt. Und es ist so deutlich wie nichts anderes. Er fehlt in jeder Sekunde und bei jedem Atemzug. Er fehlt, wenn man das Zimmer betritt und darauf wartet, dass ein müdes, aber vorwurfsvolles, Hundeohr und ein Hundeauge einen anschauen. Er fehlt, wenn wir beim Spazieren draußen sind. Er fehlt, wenn wir kuscheln. Er fehlt, wenn wir auf dem Sofa sitzen und etwas essen und plötzlich nur noch von einem Hundeaugenpaar beobachtet werden.
Ein Leben endet immer irgendwann mal und ein Hundeleben ist einfach viel zu kurz, aber irgendwie geht man davon aus, dass man sich darauf einstellen kann, dass es dem Hund schlechter geht, man zum Arzt geht und so weiter. Aber es war ganz anders. Wir hatten einen stinknormalen Tag. Nichts war anders.
Bis 23:30 Uhr.
Lemmy wollte das Bett verlassen und in sein eigenes gehen. Er knickte zusammen. Stolperte über meine Beine und blieb dort liegen. Auch wenn es zu dem Moment keiner aussprach, jeder hat es gefühlt. Hier stimmt etwas nicht.
Beim Hochheben hat er gejault. Ab dem Moment war klar, hier stimmt ganz gewaltig nicht. Also ging es für Lemmy und Herrn T. in die Tierklinik während ich daheim mit Iggy saß und gewartet habe.
1:06 Uhr
Das Telefon klingelt. Jede Hoffnung verlässt mich. Ich bekomme die Info, dass wir uns entscheiden können. Entweder eine NotOP bei der man nicht weiß, ob man etwas tun kann oder wie es ihm danach geht. Dadurch, dass er schon angegriffene Nieren hat durch ein Nierenversagen 2020 sind OPs generell gefährlich für Lemmy und sollten nur gemacht werden, wenn davor für Stunden der Tropf gegeben werden kann. Diese Zeit haben wir nicht. Nach der letzten OP ging es Lemmy schon nicht gut – klar er hat sich wirklich toll erholt, aber die Zeit direkt danach war für ihn nicht schön. Damals hatten wir uns geschworen keine OP mehr, außer natürlich diese ist das Beste für ihn.
Das war es dieses Mal nicht. Wir hätten vielleicht etwas herausgezögert. Vielleicht aber auch nicht. Seine Milz war voller Tumore, wahrscheinlich auch noch andere Organe. Der Krebs, den wir vor fast genau einem Jahr entdeckt hatten, war wieder da. Er hatte Blut im Bauchraum. Beim Röntgen und Ultraschall konnte kaum etwas erkannt werden, da alles zu groß und einfach zu viel war.
1:50 Uhr
Ich komme in der Tierklinik an. Da Herr T alleine gefahren ist und wir nur ein Auto haben, hat mich der Bruder von Herr T zur Tierklinik gefahren. Iggy war ebenfalls mit dabei, da es für sie genauso ein Abschied wie für uns ist.
Wir hatten den Warteraum für uns, das Licht war gedämmt. Wir haben gekuschelt. Uns verabschiedet und geweint.
Kurze Zeit später ging es in den Behandlungsraum. Dann ging alles ganz schnell. Gefühlt. Aber gefühlt irgendwie auch nicht.
Ca 2:30 Uhr
Eine wundervolle Hundeseele geht über die Regenbrücke. Wir halten Lemmy, wir sind bei ihm, egal wie schwer das gerade für uns ist. Wir sind für ihn da. Bis zum Schluss. Iggy kann sich ebenfalls verabschieden. Wir bekommen nochmal Zeit allein. Ein allerletztes Mal zu viert in dieser Konstellation sein. Ein allerletztes Mal gemeinsam kuscheln. Ein letztes Tschüss.
An Lemmy
Lieber Lemmy, du warst alles was ich gebraucht habe und nichts was ich erwartet habe.
Du hast mich so sehr geprägt und noch viel mehr gelehrt. Du hast mich quasi aufwachsen sehen. Bist mehrmals mit uns umgezogen. Hast Jobwechsel mit gemacht. So viele gemeinsame Sommer und Winter und doch so viele zu wenig.
Komm gut rüber und halt nach Ronja Ausschau. Ihr werdet euch mögen und sie wird dir all den Quatsch zeigen, der dir so viel Spaß macht.
Ruhe in Frieden mein großer kleiner Bär ❤️