Ich möchte Dir Mut machen
Ich verbringe meistens den kompletten Tag mit meinen zwei Pappnasen, ich werde vor ihnen wach, mache ein paar Dinge im Haushalt und irgendwann kommen die zwei aus dem Bett gekrochen.
Warum ich meine Hunde nicht wecke? Ganz einfach, wie fühlst Du dich wenn Du geweckt wirst.
Also ich fühle mich dann matschig im Kopf und nicht so wirklich auf der Höhe und genau aus diesem Grund lasse ich meinen Hunden den Schlaf den sie sich selbst nehmen. (Natürlich kann ich mir das nur erlauben, weil ich von daheim aus arbeite.)
Wenn Du aber auch die Möglichkeit hast, dann lass deinen Hund ausschlafen und vor allem lass ihn sich zurück ziehen, wenn er es braucht und störe ihn nicht.
Was hat das mit zuhören zu tun, fragst Du dich?
Ich höre auf die Bedürfnisse meiner Hund und glaube mir, das musste ich erstmal lernen.
Kein Hund braucht dich als Bespaßungsmaschine, er braucht dich als Freund, als Teampartner und vor allem als Beschützer.
Du bist die Person auf die sich dein Hund verlassen soll, möchte und auch hoffentlich kann.
Wenn er dir noch nicht vertraut, dann stecke den Kopf nicht in den Sand. Es hat bei Lemmy fast ein Jahr gedauert bis er sich endlich mal entspannt hat, los gelassen und tief geschlafen hat.
Er wusste nicht was Vertrauen (gegenüber Menschen) ist, woher denn auch? Er hat fast 8 Monate auf der Straße gelebt und war dann kurze Zeit in einer Tierauffangstation.
Du hast gerade erst einen Hund mit Vergangenheit zu Dir aufgenommen und merkst noch keine Verbindung zwischen Euch?
Oder vielleicht wohnt schon länger ein schwieriger Hund bei Dir und Du würdest manchmal gerne den Kopf in den Sand stecken?
Niemals den Kopf in den Sand stecken
Glaube mir, ich hätte mich an manchen Tagen gerne bis nach China durch gebuddelt. Manchmal wird einem alles zu viel.
Aber genau dafür verrate ich dir jetzt meinen ganz persönlichen Trick.
Setze Dich hin, schau deiner Fellnase einfach nur zu und denke daran wie viele kleine Schritte ihr schon vorwärts gegangen seid und zwar GEMEINSAM – Hand in Pfote.
Schaue deiner Fellnase zu und bemerke die kleinen Veränderungen. Bewegt sich dein Hund sicherer in der Wohung? Zieht er sich zurück und zeigt so, dass er sich Zuhause fühlt. Oder kommt dein Hund sogar zu dir und möchte Zuneigung?
Siehst Du, ihr habt schon so viel geschafft. Lass die anderen reden, niemand mit einem „normalen“ Hund weiß, wie schwierig, nervenaufreibend und herzzerreißend es sein kann, einem schwierigen Hund ein Zuhause zu geben.
Wie oft habe ich gedacht JUHU wir haben alles überstanden und dann kommt es, gemein und hinterhältig um die Ecke und du fühlst dich zertrampelt.
Mal ist es ein anderer Hundehalter, der dich nicht versteht und sich diesen Text zu Herzen nehmen sollte, oder ein Nicht-Hundehalter der dein Problem so gar nicht versteht. Vielleicht ist es ein Autofahrer, Jogger, Radfahrer oder die bei uns so „beliebten“ Nordic Walker.
Für einen schwieriger Hund brauchst Du Geduld
Ich verrate Dir jetzt was: Ein Hund bedeutet lebenslanges Training und gerade bei einem schwierigen, vielleicht auch „aggressiven“ Hund.
Lass Dich bitte nicht entmutigen!
Vielleicht weißt Du ja, dass Lemmy sowohl mich als auch meinen Freund schon gebissen hat. Nie mit Gegenbiss, aber dank seines abgebrochenen Zahns (keine Sorge wir waren schon beim Tierarzt und haben den Zahn im Auge) handelte es sich dann doch um blutige Angelegenheiten.
Ich hatte ja auch geschrieben, dass kein einziges Mal Lemmy Schuld war, sondern es die Schuld von uns war. (Und nein ich suche nicht nur die Schuld bei uns und nein meine Hunde dürfen nicht alles bei mir, aber wir Menschen machen auch Fehler und genau zu diesen müssen wir auch stehen.)
Jedes Mal nach so einer Situation fühlt sich mein Herz sehr schwer an, wie oft hatte ich gedacht, ob es nicht besser wär, Lemmy ab zu geben. Aber nein, denn er vertraut uns. Er lässt niemanden so nah an sich ran wie uns.
Wir haben uns da durchgebissen und nun ist schon seit über einem Jahr nichts mehr passiert. Warum?
Weil wir an uns gearbeitet und mit Lemmy trainiert haben. Vor allem aber, weil wir Lemmy so akzeptieren wie er ist bzw. wie er geworden ist.
Tiefpunkte gilt es zu überwinden
Glaube mir bitte, wenn Du gerade an einem Tiefpunkt bist, es wird besser, schöner und intensiver.
Ich hatte immer schon Hunde um mich. Meistens aus schwierigen Verhältnissen, aber zu noch keinem hatte ich eine so starke Beziehung wie zu Lemmy. (Ja auch nicht zu Iggy, aber nicht weil ich sie weniger liebe, sondern weil sie eine ganz andere Art hat)
Ich habe mich in den letzen 3 Jahren, seit Lemmy bei uns ist, so wahnsinnig weiter entwickelt. Ich bin selbstbewusster geworden, stehe zu meinem Wort und stehe mit stolzer Brust vor meinen Hunden (glaub mir ich mache einer Löwenmutter Konkurrenz!).
In diesen drei Jahren habe ich immer mehr entdeckt, was Lemmy braucht.
DAS NACHFOLGENDE GILT NICHT FÜR JEDEN HUND UND IST NUR MEINE PERSÖNLICHE ERFAHRUNG!
Lemmy braucht Nähe und ja er braucht Umarmungen. Er kommt dann zu einem und drückt sich einem richtig an die Brust.
Lemmy braucht Berührungen, sei es bei Albträumen oder wenn er vor sich rumknurrt, weil ihm etwas nicht passt.
Lemmy braucht Klarheit, sei es in der Kommunikation oder im Tagesablauf.
Was er aber vor allem braucht und das braucht meiner Meinung nach jeder schwierige Hund ist Liebe, Verständnis und Aufopferung der Halter.
Meine Bitte an Dich
Deshalb hier nochmal meine Bitte, sei stark, für Dich und deinen Hund, gemeinsam durchquert ihr das Tal und erklimmt den höchsten Berg. Habe Geduld mit Dir und mit deinem Hund.
Wenn Du Hilfe brauchst, dann sei nicht schüchtern und frag nach ihr. Suche dir einen Trainer der zu Euch passt. (Bald erscheint ein Artikel wie man den perfekten Trainer findet)
Wenn Du jemanden brauchst, der Dir zu hört, dann hau in die Tasten und schreibe mir eine Mail. Ich verspreche Dir, ich werde Dir antworten.
Hallo Anna!
Ich gestehe ich habe Tränen in den Augen. Du schreibst soooo schön, mit soviel Herz, Verständnis und Verstand. Ich fühle mich verstanden, denn ich habe den dritten Hund mit Vorgeschichte und es ist schwieirg. Gestern beim Abendspaziergang, als er in einer Straße alles verbellt, die Menschen schon stehen blieben und ich ihre Gedanken: „Was ist das für eine Bestie“ quasi hören konnte, war den Tränen nahe, obwohl ich die letzten Tage durch Trainierin und Gesten meines Hundes erfahren habe, dass wir einen Schritt weiter nach vorne sind.
ABer man muß einfach immer wieder bei Null anfangen und immer wieder alle Geduld aufbringen und einfach durch. Die Hunde haben es verdient, sie sind die Wesen die am meisten leiden. Meinem Hund macht es keinen Spaß dass er alles spuky findet: Fahrradffahrer, Fußgänger, Motorräder, Nordic Walker…
Er würde auch lieber entspannt spazierengehen, aber kennt es nicht und muß eben erst lernen, dass das alles nicht gefährlich ist und dass er sich wirklich in allen Punkten auf mein Verlassen kann.
Das ist verdammt zähe und harte Arbeit, aber wenn man dann auf kleinen, winzigkleinen Fortschritte schaut, die man über den Laufe der Zeit erreicht, macht einen das Stolz…
Danke, dass Du immer sooo tolle, aufbauende Texte schreibst. Sie machen einen wirklich Mut und bauen einen auf…
Gruß Silke + Lyko
Liebe Silke, danke, für diese lieben Worte.
Es freut mich sehr, dass ich Dir Mut machen kann.
Ich drücke Dich und deinen Lyko <3
Liebe Silke ich drücke dich und deinen Lyko ganz ganz feste! :-) <3
Liebe Anna, Dein Artikel berührt mich sehr.
Deinen Hunden geht es gut weil sie bei Dir sind. Ich finde Deine Art mit den Hunden zu leben einfach großartig.
Mein Grizzly ist auch kein einfacher Hund….ich halte es so wie Du und ich muß sagen ich habe viel von ihm gelernt.
Liebe Grüße
Rosemarie
<3<3<3
Liebe Anna
Erstmal vielen Dank für deinen Artikel… Ich habe meinen Benji aus Rumänien… er hat 6 Jahre auf der Strasse gelebt und kam dann in eine Auffangstation, aus der ich ihn dann bekam…
Die ersten 2 Monate hat er mich ständig gebissen, wenn wir draussen waren… er war völlig überfordert mit der neuen Situation… Ängstlichkeit und Unsicherheit lassen ihn extrem Agressiv auf alles, was sich bewegt reagieren…
Mittlerweile hab ich ihn 8 Monate und an dieser Situation hat sich nicht geändert ( ausser, das er mich nicht mehr beisst )
In der Wohnung ist er der tollste Hund der Welt… er hört richtig gut :-)
Ich weiss, das es noch eine mordsmäßige Arbeit wird, aber ich bin zuversichtlich,das er irgendwann merken wird, das die Welt um ihn rum gar nicht Böse ist
der Hund, FÜR DEN DU DICH ENTSCHIEDEN HAST ist doch nie das Problem. Schwierigkeiten macht nur die immer merkwürdiger agierende und reagierende Gesellschaft um dich herum.
Hallo Anna, In unserer Nachbarschaft lebt seit einiger Zeit ein Mischling aus Rumänien, der sich äußerst aggressiv verhält gegenüber allem und jedem. Auch seine Besitzerin hat er schon mehrmals heftig gebissen, trotzdem will sie ihn nicht wieder abgeben. Nachdem er gestern zum wiederholten Mal einen Passanten attackiert und fast gebissen hätte, will sie sich nun endlich proffessionelle Hilfe holen. Ich hoffe sehr, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lässt. Also, bei allem Verständnis für solche Hunde, die gewiss viel Schlimmes erlebt haben und deshalb so geworden sind, es gibt doch auch Hunde aus dem Tierschutz, die trotz schlechter Erfahrungen liebenswürdig geblieben sind und die unter Umständen in der Tötungsstation landen, nur weil einem schwierigen Hund (ich drücke es mal milde aus) auf Grund des vielleicht attraktiveren Äußeren der Vorzug gegeben wurde. Und nebenbei bemerkt: Dass man mit einem Rassehund an der Leine von manchen Leuten angefeindet wird mit Worten wie „Musste es denn unbedingt wieder einer vom Züchter sein, wo es doch so viele arme Hunde im Tierheim gibt?“, finde ich persönlich auch nicht in Ordnung. Tue ich denn einem „armen“ Hund einen Gefallen, wenn der Verhaltensauffälligkeiten zeigt, ich keine Geduld mit dem Tier habe und ich ihn niemals so werde lieben können wie einen Hund, den ich von klein auf hatte? Ich meine nein. Ganz abgesehen davon, würde ich einen so aggressionsgeladenen Beißer wie den meiner Nachbarin sowieso postwendend wieder zurück geben. Der ist in meinen Augen nämlich eine tickende Zeitbombe. Sie mag ihm noch nicht mal einen Maulkorb anziehen, weil er damit ihrer Meinung nach noch gefährlicher aussieht und sie sich noch mehr Feinde macht. Wenn der mal ein kleines Kind beisst, dann gute Nacht.
Mit Sicherheit habe ich mich mit meinem Kommentar mal wieder unbeliebt gemacht, aber das ist nun mal meine Meinung und die musste ich loswerden. Vielleicht bin ich auch zu egoistisch, aber meiner Meinung nach ist das allemal besser, als mich und einen Hund unglücklich zu machen. Sorry, aber ich erziehe mir lieber einen kleinen Welpen vom Züchter als einen verdorbenen Hund. Dafür bringe ich einfach nicht die nötige Geduld auf, auch wenn viele Leute dafür kein Verständnis aufbringen wollen. Letztendlich fände ich es schließlich auch schade, wenn der Modehund Mischling aus dem Ausland all die schönen Rassehunde aussterben ließe.
PS: Auch einer meiner Hunde wurde letztes Jahr von einem spanischen Tierschutzhund ohne Vorwarnung gebissen und übel zugerichtet. Meine Meinung basiert also auch nicht zuletzt auf schlechten Erfahrungen mit solchen Hunden.
Hallo Christa. Danke für deinen Kommentar. Natürlich gibt es Hunde, die aus dem Tierschutz kommen und absolut „normal“ sind, genauso gibt es Hunde, die vom Züchter kommen und eine oder mehrere Macken haben. Das man angefeindet wird für egal welchen Hund man hat ist absolut nicht ok, die Herkunft sollte jemand anderem so egal sein, wie nur irgendwie möglich, die Person, die sich den Hund kauft entscheidet das ganz alleine. So ist es dein volles Recht zu sagen, dass für dich ein Hund aus dem Tierschutz niemals in Frage käme, genauso wie es in Ordnung ist, dass sich deine Nachbarin eben für einen solchen entschieden hat.
Das sie ihm keinen Maulkorb aufziehen möchte, ist in meinen Augen falsch, denn dieser kann wirklich helfen und auch die Arbeit mit Hunden erleichtern. Das ein Hund seinen eigenen Besitzer beißt kann vor kommen und je nach Situation hat der Hund auch in dem Moment gar nicht den Besitzer beißen wollen, sondern ihm war gar nicht mehr bewusst, wen oder was er da beißt. Dir sollte egal sein, wie sich der Hund verhält so lange (und das ist wichtig!) die Nachbarin dafür sorge trägt alles zu tun um dich mit ihrem Hund nicht zu gefährden. Hierbei gibt es aber zu sagen, aus eigener erfahrung, dass es durchaus auch Menschen gibt, die solche Hunde gerne provozieren, wo man als Halter kaum die Chance hat etwas zu machen.
Aus deinem Kommentar kann man lesen, dass eben du keine Geduld für so einen Hund hättest, was wie gesagt vollkommen in Ordnung ist, aber genauso ist oder sollte es auch in Ordnung sein, wenn sich andere Menschen bewusst für solche Hunde entscheiden. Und denk immer daran, du weißt nicht wie er daheim ist. Solche Hunde können daheim oder draußen, wenn sie alleine sind, die absoluten Lämmchen sein.
Jeder Hund, egal aus welcher Herkunft, hat seine Berechtigung, dass sollte nicht vergessen werden.
Liebe Grüße
Anna
Danke liebe Anna
Das habe ich gebraucht!
Leider enttäuscht mich meine Hündin alle paar Monate und jedes mal habe ich unglaublich schlechtes Gewissen, habe ich die Anzeichen doch gesehen und doch eine Milisikunde falsch reagiert, meistens, weil ich mich von dem Gutglauben des Gegenübers hab anstecken lassen – schließlich möchte auch ich an meinen Hund glauben und dann enttäuscht sie mich. Manchmal passieren mir aber Fehler, die jedem passieren können, und ich schrecke mich ungemein. Immer im Hinterkopf „Es könnte schlimmer kommen“. Jedesmal ist die Situation ein bisschen anders und im Nachhinein ist man schlauer, aber gerade diese „Unberechenbarkeit“ macht mir zu schaffen, vor allem wenn andere Menschen involviert sind (was Gott sei DANK fast nie der Fall ist und wenn dann ist das nur ein Zwicken, aber heute morgen ist so ein Fall eingetreten – es waren alle Schuld, obgleich die Verantwortung am Ende natürlich bei mir liegt). Es ist meine erste Hündin und obgleich ich viel mehr Gutes als schlechtes mit ihr erlebe, kostet sie mir in/nach solchen Situationen unglaublich viele Nerven. Ja, ich bin mit ihr gewachsen. Jede Erfahrung macht mich schlauer und widerständiger, aber es gibt einfach keine Garantie, dass nicht wieder was passiert und sehr viele schreckliche Szenarien, die passieren KÖNNEN. Ängste wie diese mögen ja bis zu einem gewissen Ausmaß gesund sein, aber was hilft das, wenn man alle Anzeichen kennt, erkennt und trotzdem immer wieder in Sitatuationen kommt, in denen man neue Fehler oder andere Varianten von bereits begangenen Fehlern machen könnte. Und dann muss man dazu stehen, aber reden kann man mit Freunden nicht darüber, erzählt man das einer Person einmal, hat die Person vielleicht verständig, beim 2. Mal kommen schon die „gut gemeinten Ratschläge“ und unterschwellige „Vorwürfe“ und sogar, wenn diese nicht von Außen kommen, so bildet man sich das ein, weil man sich selbst so große Vorwürfe macht und dann meidet man evtl. Begegenungen mit Hund und Freunden komplett – man weiß ja nie und man möchte die Freundschaft ja nicht gefährden :( Ach das ist nicht einfach ….